Patrick Gensing im NPD-Blog auf Ursachensuche:
NPD-Erfolg wegen geringer Wahlbeteiligung und braunen Hochburgen?
Die Idee, eine hohe Wahlbeteiligung schade den kleinen Parteien, stimmt, wenn die potenziellen Nicht-Wähler Anhänger der demokratischen Parteien sind. Dass die Menschen aber nicht zur Wahl gehen, spricht eher für eine Frustration – und daher könnte es sich um Bürger handeln, die durchaus für extreme Positionen offen sind.
Ich teile diese These nicht. Es gibt einfach zu viele Leute, die nicht für extreme Positionen offen sind und einfach ihren Hintern nur dann hoch bekommen, wenn sie sich persönlich betroffen fühlen.
Financial Times Deutschland: NPD-Erfolg im vergessenen Hinterland
Die Anziehungskraft der NPD ist wieder einmal unterschätzt worden. Natürlich hätte ein bisschen mehr Wahlbeteiligung sie an der Fünfprozenthürde scheitern lassen. Aber die gab es eben nicht. So klein die Wählergruppe der stramm Rechten auch sein mag, sie ist groß genug, um die Demokraten in Land und Bund zu blamieren. Deutschland darf sich nicht die kleinste Gemeinde leisten, in der sich rechtsradikale Strukturen festigen.
Detlef Esslinger auf sueddeutsche.de: Erfolglos im Kampf gegen Rechtsaußen
Natürlich wäre es ein Wert an sich gewesen, wäre die Partei diesmal gescheitert. Sie hätte dann keine Fraktion mehr gestellt, die jährlich mehrere hunderttausend Euro vom Staat erhält, um damit den Staat zu bekämpfen.
Daniel Deckers in der FAZ: Keine Wut, kein Wandel
Apathische Distanz statt Leidenschaft – so könnte man den Umstand deuten, dass selbst die NPD am Sonntag nicht reüssieren konnte. In absoluten Zahlen verlor sie gegenüber der Landtagswahl 2006 ein Drittel ihrer Wählerschaft – will sagen: Nicht einmal mit dem Appell an die niedrigsten aller niederen politischen Instinkte ließ sich noch Politik machen.
Kommentar von Stefan Reinecke in der taz: Bitte keine Wählerbeschimpfung
Wenn die einzig wirklich aufregende Frage lautet, ob die NPD es wieder in den Landtag schafft, ist das ein Armutszeugnis für die demokratischen Parteien – und kein Argument gegen die Wähler.
Zeit-online: Kümmern, hetzen, Erfolg haben
Doch zeigt das Wahlergebnis auch, dass es keiner einzigen Partei gelungen ist, die leichte Schwäche der NPD zu nutzen und in das rechte Wählerreservoir vorzustoßen. Dort tut sich ein politisches Niemandsland auf, in dem ein nicht unbedeutender Anteil der Bürger für die Demokratie verloren scheint.
Hans-Jürgen Abromeit, Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche:
Fast überall in den Dörfern von Ostvorpommern und Uecker-Randow hingen NPD-Wahlplakate, während es die demokratischen Parteien weitgehend nicht einmal schafften, ihre Plakate dort aufzuhängen. Wir dürfen die Kreise Ostvorpommern und Uecker-Randow nicht sich selbst überlassen. Die demokratischen Parteien müssen sich da stärker engagieren.
Ingmar Dette, Regionalzentrum für demokratische Kultur in Anklam via dpa:
Die NPD hat im Gegensatz zu den demokratischen Parteien einen Provokationswahlkampf geführt, der das Unbehagen der Menschen aufgenommen hat.
Die Wahrheit ist am Ende wohl eine Mischung aus den verschiedenen Gründen. Da wartet viel Arbeit auf uns alle bis zur nächsten Wahl.
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