Zumindest wenn es um solche Dinge wie Einkommen geht. Zur Zeit ist es ja für Unternehmen vor allem aus der Finanzdienstleistungsbranche en vogue Berichte von Forschungsinstituten erstellen zu lassen, die sich mit Dingen wie verfügbaren Einkommen und ähnlichem befassen. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) hat jetzt einen Netto-Netto-Atlas erstellt.
Üblicherweise werden bei solchen Studien alle Steuern und Sozialabgaben vom Bruttoeinkommen abgezogen, der spärliche Rest ist dann das Nettoeinkommen. In der jetzt vorgelegten Studie ist man einen Schritt weitergegangen. Man hat auch noch alle anderen Ausgaben abgezogen, die laut Bundessozialhilfegesetz lebensnotwendig sind, als da wären: Lebensmittel, Kleidung, Körperpflegemittel, Miete, Energie, Mobilität und Kinderbetreuung. Das Ergebnis wird dann als Netto-Netto bezeichnet.
Wie immer bei solchen Erhebungen (angesichts des Ergebnisses für unser Bundesland sollte man es vielleicht besser als Vertiefung bezeichnen) hat Mecklenburg-Vorpommern mal wieder den längsten Namen und das kleinste Ergebnis. Während beim Spitzenreiter Bayern die Bürger 54,2 Prozent ihres Nettoeinkommens frei ausgeben können, sind es in Mecklenburg-Vorpommern nur 40,6 Prozent. Das hört sich nicht so schlimm an, bei näherer Betrachtung ist es das aber, da Meck-Pomm ja auch bei den durchschnittlichen Einkommen pro Kopf letzter ist und die unterste Einkommensklasse der Studie in unserem Bundesland besonders häufig vertreten ist:
In der untersten Einkommensklasse (weniger als 1 000 €) ist das Netto-Netto-Einkommen negativ, die lebensnotwendigen Ausgaben sind also im Durchschnitt bei diesen Haushalten höher als das Nettoeinkommen (in Höhe von durchschnittlich 764 €). Sofern diese Haushalte nicht auf Ersparnisse zurückgreifen können, müssen die lebensnotwendigen Ausgaben mit Krediten finanziert werden.
Ich weiss nicht, ob ich bei solch einer Bemerkung lachen oder weinen soll. Lachen wegen der Naivität (Finanzierung mit Krediten) oder Weinen wegen der reinen Fakten. Die ganze Studie gibt es auf der Webseite des RWI zum Download.
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