Kennen Sie Oceana? Nein? Dann geht es dem geneigten Leser wie mir bis vor ein paar Tagen. Oceana ist eine Umweltschutzorganisation aus den USA, die sich ausschliesslich dem Schutz der Ozeane und Meere verschrieben hat. Gegründet wurde sie im Jahr 2001 durch einige namhafte private Stiftungen aus Amerika, darunter die Turner-Foundation und der Rockefeller Brothers Fund. Anlass war ein Studie ebenjener Stiftungen, die sich mit dem Schutz der Ozeane beschäftigte und zum Ergebnis kam, dass nur ein halbes Prozent der durch die Stiftungen aufgewendeten Mittel dafür eingesetzt wurde.
Diese amerikanische Stiftung hat etwas getan, was die Ostsee-Anrainer-Staaten selbst nicht hinbekommen. Von 7. April bis zum 4. Juni war eine Crew von Oceana mit der Hanse Explorer in der Ostsee unterwegs, um mit Meeresbiologen, Tauchern und ROV’s (Remotely operated vehicle) eine umfassende Dokumentation der Vegetation und der Lebewesen in der Ostsee zu erstellen und dabei auch noch ein Auge auf die Fischfangaktivitäten zu werfen. Ein Tagebuch der Expedition gibt es hier in Englisch nachzulesen.
Herausgekommen sind ein Vielzahl faszinierender Bilder, die es hier zu sehen gibt. Wobei die Bilder von den Bereichen, die durch die Fischerei mit Grundschleppnetzen verwüstet wurden, absolut deprimierend sind.
Einige der Bilder und Videos des ROV sind schockierend und alarmierend. Wir haben Bereiche gesehen, in denen alles Leben zerstört wurde, aber es gibt auch andere Gebiete mit einer einzigartigen biologischen Vielfalt. Diese Gebiete können geschützt werden und sich ausbreiten, wenn ein effektives Netzwerk von Meeresschutzgebieten eingerichtet und streng gemanagt würde. Die Bilder vom Meeresboden machen klar, dass die Regierungen jetzt handeln müssen, wenn sie die Zerstörung der Ostsee stoppen wollen.
Xavier Pastor, Direktor von Oceana Europa und Leiter der Expedition
Oceana hat mittlerweile ein Büro in Kopenhagen eröffnet, um von dort aus bei den Regierungen der Ostsee-Anrainer-Staaten Lobbyarbeit zu betreiben für die Ausweisung weiterer Meeresschutzgebiete in der Ostsee und deren Vernetzung und Management. Zur Zeit sind 7,9 % der Ostsee als Meeresschutzgebiet innerhalb des Natura 2000 Netzwerkes der EU auf Grundlage der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, eine weitere Fläche von 3,7 % sind auf Grundlage der Helsinki-Konventionen von 1974 und 2000 ausgewiesen. Das klingt erst einmal ganz gut, tatsächlich werden aber nur 13 % der Fläche dieser Schutzgebiete aktiv auf der Grundlage eines Maßnahmenplans betreut. Der ganze Rest ist trotz des Schutzstatus weiterhin, teilweise sogar legal, der menschlichen Zerstörungswut ausgesetzt.
Ändern soll das bis zum Jahr 2021 der 2007 von der HELCOM ins Leben gerufenen Baltic Sea Action Plan. Mir fehlt da allerdings das Vertrauen in die Umsetzung. HELCOM kann nur empfehlen, ob die Anrainer-Staaten dann auch ernsthaft an die Umsetzung gehen ist eine ganz andere Frage. Immerhin gibt es die Helsinki-Konvention zum Schutz der Ostsee schon seit 1974 und als Erfolg würde ich die 37 Jahre andauernden Aktivitäten zum Schutz der Ostsee nicht bezeichnen wollen.
Den Baltic Sea Action Plan auf Deutsch gibt es auf der Webseite des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.
Nachtrag 01. September 2011
Passend zum Thema in Sachen Vertrauen in die Umsetzung dieser Bericht des WWF: Schlechte Noten für Ostseeschutz
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