Das ist natürlich nicht der Fall. Den Eindruck kann man aber gewinnen, wenn man heute den Länderreport von Deutschlandradio Kultur gehört hat: Am braunen Badestrand. Peter Marx hat sich auf der Insel umgetan und wenn man das liest bzw. nachhört, wird einem einfach nur schlecht.
Schlecht vor soviel Unbedarftheit:
All das hört Beate Carola Johannsen, Vorsitzende der Usedomer Tourismusgesellschaft, wie sie sagt, zum ersten Mal. Sie wirkt tatsächlich geschockt…
„Ganz Usedom ist rechts. Also als Destination in die Ecke von Rechts gestellt zu werden, das wäre natürlich für eine solche Region ganz schrecklich.“
Schlecht vor so viel Feigheit:
Doch er war nicht der einzige, der sich Fragen verweigerte. Drei Tage lang lässt der Bürgermeister der Kaiserbäder, Klaus Kottwittenburg Interviewtermine platzen, wegen angeblich wichtigen Terminen.
Schlecht vor so viel Realitätsverweigerung:
Revierleiter Kern spricht von „gefühlter Kriminalität“, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat, aber das Denken und Handeln der Usedomer tief beeinflusst. „Jeder Diebstahl eines Stallhasen“, so Kern, wird gleich zur Einbruchsserie hochstilisiert. Schweigend wird dagegen zur Kenntnis genommen, wenn an eine Hauswand rechte Parolen oder Hakenkreuze gesprüht werden.
Das Fazit von Peter Marx am Ende der Sendung ist leider zutreffend:
Nichts tun – wegschauen –, damit versuchen die Usedomer über die Runde zu kommen. Bis zur nächsten Wahl und dem nächsten Schock-Erlebnis. Doch darauf können sie sich fünf Jahre vorbereiten.
Ich teile allerdings nicht seine Auffassung über die Gründe. Es hat nichts mit Angst zu tun. Es hat viel mehr mit Bequemlichkeit, Verdrängung und Schwäche zu tun. Und wenn es schiefgeht, kann man das Betroffenheits-Getue wieder aus der Kiste holen. Mit fünf Jahren Vorbereitung ist es aber nichts: 2014 werden die Kommunalparlamente neu gewählt.
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