Abendhimmel über Usedom LXII
Spruch der Woche
Wissen sie, was ein Optimist ist? Einer der nicht mehr an die Zukunft glaubt.
Centaurea cyanus
Foto: Juliane Hückstädt
Entstanden hinter dem Bahnübergang in Neuhof Richtung Gothen.
Spruch der Woche
Jeder blamiert sich, so gut er kann, und einige noch etwas besser.
Das Meer ist süß
Ahlbeck
Hier können Familien Kaffee kochen. Paulsbornstimmung. Oder Eierhäuschen in Treptow, Sonntag nachmittags. Stullenpapier in Massen. Kleine Kinder schreien. Man trinkt Versandbier; stippt Streuselkuchen in den Kaffee und hört sich dabei – o du ewig rätselhftes Deutschland – den Abendstern aus dem Tannhäuser an. Alles sehr anständig, manierlich, keineswegs laut; durchaus die bescheidene Gemütlichkeit des wohlanständigen Bürgertums. Doch kenne ich einige Sonderlinge – darunter einen mir persönlich außerordentlich nahestehenden Herrn in mittleren Jahren – die in Ahlbeck nicht dauernd leben möchten. Schon wegen des Bismarckturmes da oben nicht, der genau so aussieht wie ein Patentzigarrenabschneider. Er hat Henkel, um bequemer wegtransportiert werden zu können.
Zeichnung: Ernst Heilemann
Als ich mit dem Dampfer quer über die See nach Hause fuhr, saß neben mir eine romantisch veranlagte Dame und blickte träumerisch in die Wellen.
„Das Meer ist süß“, flüsterte sie einmal nach dem andern.
Vergebens versuchte ich, ihr diesen naturwissenschaftlichen Irrtum auszureden. „Das Meer ist nicht süß“, sagte ich, „es ist salzig. Im Gegenteil ist unsere Spree süß, wovon Sie sich leicht überzeugen können, wenn Sie einmal in der Nähe der Jannowitzbrücke kosten wollten.“
Es half alles nichts; die Dame blickte entzückt und blieb dabei, daß das Meer süß sei.
Mitten auf der Fahrt fing das Schiff an zu schaukeln, und der Dame wurde übel.
„Das kommt von den Süßigkeiten“, murmelte ich und holte ihr einen Emailleeimer.
Victor Auburtin, Berliner Tageblatt 1921
Aus “Sand und Sachsen”, 2000 im Verlag Das Arsenal erschienen, 60 Seiten, ISBN 3 931109 18 6. Eine sehr unterhaltsame Lektüre für den Strand oder den Kaffee auf der Promenade.
Ein Feuilleton über Heringsdorf gibt es hier.
Wo de Ostseewellen trecken …
Heute gab es bei Deutschlandradio Kultur im Länderreport eine schöne Geschichte von Claus Stephan Rehfeld über die heimliche Landeshymne Mecklenburg-Vorpommerns, das Ostseewellenlied. Sehr schön gemacht mit vielen Informationen zur Autorin Martha Müller-Grählert, dem Komponisten der Melodie und verschiedenen Adaptionen, die bis ins Fassatal reichen, das auf Usedom nicht ganz unbekannt ist.
Schon in einer Sendung zum Thema Hymne in Meck-Pomm im Jahr 2009 hat der gleiche Autor die Geschichte von „Mine Heimat“ sehr treffend beschrieben:
„Mine Heimat“. Ein Fernwehlied, leider, leider, auch das bekannteste Lied. Martha Müller-Grählert, eine gebürtige Vorpommerin, verheiratet mit einem Sachsen, dichtete es in Preußen, genauer in Berlin; den – also den Text – brachte ein Flensburger nach Zürich, wo der von einem Thüringer vertont und als Lied uraufgeführt wurde – das Ostseewellenlied, weltbekannter als Nordseewellenlied.
Nachlesen kann man die Sendung hier, nachhören geht bis jetzt noch nicht.
Abendhimmel über Usedom LXI
Spruch der Woche
Die Politik bedeutet ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich.
In dieser Woche bin ich auf den Vortrag „Politik als Beruf“ von Max Weber aus dem Jahr 1919 gestossen. Die Mechanismen, die Weber damals beschrieben hat, sind auch heute noch zutreffend. Wer sich auch nur im Ansatz für Politik interessiert, sollte das dringend lesen.
In diesem Vortrag hat er die Anforderungen an eine idealen Politiker formuliert:
1. Leidenschaft im Sinne von Sachlichkeit.
2. Verantwortlichkeit im Interesse des Sachanliegens.
3. Augenmaß als notwendige persönliche Distanz zu Dingen und Menschen.
Libellei
Foto: Andreas Dumke
Absolut fantastische Aufnahme von Andreas Dumke, die ihm da am Wolgastsee gelungen ist. Gezeigt hat er sie in der Facebook-Gruppe „usedom-fotos“ und er war so freundlich, die Veröffentlichung hier auf dem Usedomspotter zu erlauben.
Bei so einem herrlichen Foto habe ich mir natürlich auch die größte Mühe gegeben, einen angemessenen Titel zu finden. 😉
P.S.: Wer ebenfalls interessante Schnappschüsse unserer Insel zeigen möchte, Mail genügt.