Der Verkauf des Seebades Heringsdorf

Historisches

Aus Stettin wird uns gedrahtet. Die Verhandlungen der Gemeinde Heringsdorf mit der Seebad AG Heringsdorf wegen Ankaufs des Seebades sind nunmehr zum Abschluß geführt. Für den Preis von 600 000 Mark gehen nunmehr in das Eigentum der Gemeinde über: Das Strandcasino, die Strandpromenade, die Seebrücke, das Warmbad, 5 Seebadeanstalten, mehrere  Buchenwald Parkstücke an der östlichen Grenze, eine Bauparzelle zwischen dem Hotel Bellevue und dem Seemannsrettungshaus sowie zwei Morgen Moorwiesen, die zur Aufrechterhaltung des Moorbades dienen.

Das passierte auf den Tag genau vor 90 Jahren. Aufmerksam gemacht auf den Jahrestag hat mich Fritz Spalink, Vorsitzender der Historischen Gesellschaft zu Seebad Heringsdorf. Er hat auch den Text der Pressemitteilung zur Verfügung gestellt.

In der Chronik von Pastor Hartwig aus dem Jahr 1932 findet man dazu nähere Informationen.

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Bis zu diesem Tag hatte die politische Gemeinde in Sachen Badebetrieb absolut nichts zu melden. Eigentlich kein schlechtes System. Die Gewinne waren wie heute privatisiert, aber das Risiko Verluste zu erleiden und die Verluste selbst eben auch. Kein Stress mit Kommunalabgabegesetzen, Kurtaxe und Fremdenverkehrsabgaben und ähnlichem neumodischem Kram.

Konzertplatz Heringsdorf 1934

Bilder / Historisches

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Passt sehr gut zu diesem Bild, dass allerdings circa 15 – 20 Jahre später entstanden ist. Und passt auch sehr gut zu der gerade mit zunehmender Erbitterung geführten Diskussion um die Eingriffe in den Wildwuchs, der ohne tätige Mithilfe des Menschen in den Dünen nicht in diesen Mengen vorkommen würde.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Die illegalen Fällaktionen, mit denen diverse Grundstückseigentümer entlang der Promenade Sichtschneisen in den Bewuchs schlagen (lassen), sind allerunterste Schublade. Über eine geordnete Pflege durch die Gemeinde, der ein durchdachtes Konzept von Landschaftsplanern zu Grunde liegt und das mit den betroffenen Behörden abgestimmt ist, darüber sollte man in aller Sachlichkeit diskutieren. Und zwar dann, wenn solche Konzepte im Entstehen sind.

Das fordert dann natürlich auch die jeweilige Gemeinde, interessierten Bürgern die Möglichkeit zu geben, frühzeitig an solchen Prozessen teilzunehmen. Und es fordert die Bürger, an solchen Prozessen auch in großer Anzahl teilzunehmen und nicht nur über das fertige Ergebnis zu meckern.

Usedom in der Super-Illu

Politisches

In der SUPERillu vom 07.04.2011 gibt es einen recht oberflächlichen Artikel, der sich auch mit den KTS-Querelen beschäftigt. Allerdings finden sich ein paar bemerkenswerte Zitate.

Der Insel fehlt von der Wende bis heute ein einheitliches Tourismuskonzept, das den Interessen aller Beteiligten gerecht wird und sich den Fragen der Zukunft stellt. … Bislang leiden die weniger bekannten Orte im Westen der Insel und die gastronomischen Einrichtungen abseits der Kaiserbäder unter deren Dominanz.

Robert Schmidt, Geschäftsführer der Usedom Tourismus GmbH

Wenn diese Insel eines genug gehabt hat dann Konzepte, die nur halbherzig umgesetzt wurden und zwar immer gerade so lange, bis das Konzept den eigenen Interessen im Weg stand. Oder gleich in die Schublade wanderten. Erinnert sich noch jemand an Usedom 2000, das Verkehrskonzept für das der damalige Vizelandrat Dr. Udo Knapp regelrecht verteufelt wurde?

Dominanz der Kaiserbäder? Ob das dem größten Kunden der UTG gefällt? Mit solchen Unbedachtheiten haben sich schon andere Geschäftsführer Probleme eingefangen. 😉

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Klaus Kottwittenborg „gewissermaßen der König“ von Heringsdorf bezieht auch Stellung:

Die Kaiserbäder sind seit mehr als hundert Jahren das Herz der Insel. Hier wird das Geld verdient, hier wird Tourismuspolitik gemacht.

Da fällt mir auf die Schnelle nur eines ein: L’île c’est moi. Oder so ähnlich.