Bis vor ein paar Wochen war die Tourismuswelt in Meck-Pomm noch in Ordnung. Noch am 28. Mai freute sich Wirtschaftsminister Harry Glawe:
Erfreulich ist, dass die Zahlen auch ungeachtet des langen und kalten Winters bei Ankünften gut aussehen. Zum Ergebnis hat auch beigetragen, dass ein Teil der Osterfeiertage Ende März lag … Dies zeigt auch, dass saisonverlängernde Investitionen sich in der kalten Jahreszeit auszahlen, genau wie guter Service und neue Dienstleistungen. Petrus ist nicht berechenbar, aber Investitionen, welche die Attraktivität über die Hauptsaison hinaus steigern.
Anlass für die Freude war nach den Zuwächsen im Januar und Februar eine Steigerung der Übernachtungszahlen im März um 13,9 %. Und auch der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern (off-to-mv) war voller Optimismus, man werde in diesem Jahr zum zweiten Mal in der Geschichte die Marke von 28 Millionen Übernachtungen im Land erreichen.
Mitte Juni kamen dann via NDR1 etwas vorsichtigere Töne von unserer Insel:
Es gibt zwei Lager auf der Insel: die Heringsdorfer und Zinnowitzer, die in erster oder zweiter Strandlage ihre Geschäfte betreiben, und die anderen Anbieter, die weiter rückwärtig angesiedelt sind. Erstere wussten von immerhin durchschnittlicher Auslastung zu berichten, bei letzteren hängen in diesen Tagen immer noch die Zimmer-Frei-Schilder vor den Türen, was für Mitte Juni sehr ungewöhnlich ist.
Am vergangenen Samstag setzte dann das Pfeifen im Walde ein, intoniert von einem der landesweit bekanntesten Pfeifer, dem Chef des Landestourismusverbandes, Bernd Fischer:
Der Dämpfer ist zu verkraften. Wir haben gezeigt, dass wir das bewältigen können.
Der „Dämpfer“ bestand in einem erdrutschartigen Einbruch bei den Übernachtungszahlen im April, der natürlich nicht offen kommuniziert wird. Man spricht verschämt von einem kumulierten Rückgang von 3,5 Prozent in den ersten vier Monaten. Und selbstverständlich werde man das Ziel von 28 Millionen erreichen. Tirili, tirili.
Hoffentlich hören das auch die potentiellen Gäste. Die Nachricht des Wirtschaftsministers können sie kaum gehört haben. Im April sind die Übernachtungen um sage und schreibe 22,6 Prozent zurückgegangen, oder in Zahlen ausgedrückt 436.386 Übernachtungen. Das lässt sich nicht alleine mit der Verschiebung von Ostern in den März erklären, zumal der Ostermontag der 1. April war.
Und ob es für den Sommer so gut aussieht, darf man getrost bezweifeln. Bei Groupon ist gerade ein Angebot zu Ende gegangen für den Reisezeitraum bis 30. August. Ein Vier-Sterne-Superior-Hotel an der Heringsdorfer Promenade hat dort Übernachtung im Doppelzimmer mit Frühstück für 125 Euro feilgeboten, das entspricht einem Rabatt von 50 Prozent. So was macht man kaum wegen überbordender Nachfrage. Das klingt mehr nach Panikmodus.
Die fetten Jahre sind vorbei.
Update 01.07.: Das Angebot bei Groupon läuft wieder, aktuell 173 mal verkauft.
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