Auf diesen kurzen Nenner bringt es der Länderreport von Deutschlandradio Kultur mit seinem Beitrag „Tourismusauftakt in Mecklenburg-Vorpommern„. Gemeint sind die Ursachen für die zunehmenden Probleme in der hiesigen Hotellerie und Gastronomie bei der Suche nach ausgebildetem Fachpersonal.
Es gibt einfach keine Köche mehr im Land, die Köche wandern ab, die gehen in andere Bundesländer, wo es vermeintlich attraktiver ist und lukrativer ist zu arbeiten und der Nachwuchs kommt halt auch nicht nach. … Ich denke, das schon das Geld im Vordergrund steht, sicherlich wenn ich das doppelte verdienen kann und noch frei und beweglich bin, kann ich nach Bayern gehen.
Holger Krambeer, Chefkoch im Hotel Baltic, Stralsund, in der genannten Sendung
Laut Deutschlandradio Kultur liegt der Durchschnittsverdienst in der Branche bei 1.300 Euro brutto. Woher die Zahl kommt, weiss ich nicht. Tatsächlich ist der Tariflohn der niedrigste in der gesamten Republik und das mit deutlichem Abstand.
Und auf diesen Tariflohn hat nicht einmal die Hälfte der Beschäftigten einen Anspruch. Tarifgebunden sind laut WSI-Archiv 23.800 Arbeitnehmer von insgesamt 47.800 Arbeitnehmern (Quelle: Statistisches Amt MV).
In zwei Schritten wurde das Entgelt für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um 5% in 2010 und um 7% in 2012 erhöht.
Guido Zöllick, Präsident des DEHOGA Mecklenburg-Vorpommern auf der Webseite des Verbandes
Die Hälfte hat davon wie gesagt nichts und da es auch in fast allen anderen Tarifgebieten neue Abschlüsse gab, hat sich der Abstand nicht verringert.
Und der Nachwuchs kommt halt auch nicht nach
Auch mit seiner Aussage zum Nachwuchs liegt Krambeer richtig. In Mecklenburg Vorpommern ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge von 2008 bis 2011 um 37,86 Prozent oder in Zahlen von 14.339 auf 8.909 zurückgegangen. Im Gastgewerbe fiel der Rückgang im gleichen Zeitraum mit 48,43 Prozent noch dramatischer aus (in Zahlen 2.040 auf 1.052). Im Jahr 2012 waren es noch ganze 882 neue Ausbildungsverträge bei 6.561 gastgewerblichen Betrieben im Land. Angesichts der demographischen Entwicklung wird sich die Anzahl der Verträge in den nächsten Jahren im besten Fall auf diesem Niveau einpendeln. Das reicht nicht im Ansatz aus um die altersbedingten Austritte zu ersetzen.
Zur demographischen Entwicklung kann keiner etwas. Was die Löhne angeht, sollte man sich davor hüten, die gesamte Branche in einen Topf zu stecken. Dafür sind die Betriebe und auch die Wettbewerbsbedingungen zu unterschiedlich. Mir sind Fälle bekannt, bei denen große Hotels im gehobenen Segment bei der Suche nach Bewerbern im mittleren Management Löhne auf dem Niveau von Berlin anbieten, die mehr als 30 Prozent höher sind als die hiesigen. Sie bekommen aber trotzdem oft keine geeigneten Bewerber, weil gerade für jüngere Arbeitskräfte die Lebensqualität auf Usedom wenig attraktiv ist, um es vorsichtig auszudrücken. Auf der anderen Seite gibt es Unternehmen, denen selbst die niedrigen Löhne noch zu hoch waren und die einen Teil ihres Personals gegen polnische Arbeitskräfte ausgetauscht haben.
An der nächsten Ecke gibt es gastronomische Betriebe die für einen Saisonjob von Juni bis September 1.850 Euro brutto anbieten, um überhaupt noch jemanden zu finden. Und solche, die ihren fest angestellten Mitarbeitern offiziell so wenig bezahlen, dass sie Anspruch auf Aufstockung des Niedriglohns durch die öffentlichen Kassen haben.
Angesichts der Entwicklung am Arbeitsmarkt müssten eigentlich die Betriebe mit Dumpinglöhnen und schlechten Arbeitsbedingungen drumherum in den nächsten Jahren massive Personalprobleme bekommen. Spannend wird natürlich die Frage, ob die Unternehmen in der Lage sein werden, die mit besserer Bezahlung einhergehenden Preiserhöhungen am Markt durchzusetzen. Bei den Beherbergungsbetrieben sehe ich das aus heutiger Sicht nicht, da durch die immer noch stetig zunehmende Bettenzahl der Preisdruck zunehmen wird. Und bei den gastronomischen Betrieben liegen die Umsätze preisbereinigt mehr als 10 Prozent unter denen von 2008. Aber vielleicht haben wir in ein paar Jahren jede Menge junge Südeuropäer hier, die vor der Armut in ihrer Heimat flüchten. Etwas einfallen lassen muss sich die Branche auf jeden Fall.
Die komplette Übersicht über die Tariflöhne im Hotel- und Gastgewerbe gibt es hier und den aktuellen, recht interessanten Zahlenspiegel des DEHOGA Landesverbandes hier.
17 Kommentare